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Picknick im Felde/ Guernica

Fernando Arrabal

Picknick im Felde
Zapo, ein junger unerfahrener Soldat, muss allein auf einem Aussenposten an der Front seinen Dienst verrichten. Da erhält er an einem Sonntag überraschend Besuch von seinen fürsorglichen Eltern, die gänzlich unberührt von den Kriegsereignissen mit ihm ein fröhliches Picknick einschliesslich Musik und Tanz veranstalten. Auch das Erscheinen des „Feindes“ kann die friedliche Idylle nicht stören, im Gegenteil bietet sich allen Beteiligten Gelegenheit, sich über den Sinn von Kriegsführung auszutauschen und dabei auf revolutionäre „Verbesserungsvorschläge“ zu kommen.
Gleich das erste und eines der bekanntesten absurden Theaterstücke Arrabals ist eigentlich schon ein politisches, ein Antikriegsstück zeitlos-moderner Prägung, in dem die naiv-privatisierenden Akteure bizarr die Widersinnigkeit von Kriegsideologie und -handlungen spiegeln.

Guernica
Immer wieder fallen Bomben auf das Haus des alten Ehepaares Lira und Fanchou, die trotz der Kriegsverhältnisse versuchen, ihr bürgerliches Alltagsleben fortzusetzen…

Fernando Arrabal wurde 1932 in Spanisch-Marokko geboren. Sein Vater, ein republikanisch gesinnter Armeeoffizier, wurde 1926 bei Francos Machtübernahme arrestiert und nach einer in einen langjährigen Freiheitsentzug umgewandelten Todesstrafe später in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht, von wo aus er unter nie aufgeklärten Umständen verschwand. Die Mutter, glühende Francoanhängerin, soll zur Denunziation des Ehemanns beigetragen haben. Das jedenfalls entnahm Arrabal später von ihm aufgefundenen Briefen des Vaters, worauf er für eine längere Zeit den Kontakt zur Mutter abbrach. Nach einem Jurastudium verliess er aufgrund eines durch den französischen Staat erteilten Stipendiums (nach Erhalt des Literaturpreises für eines seiner bekannten Stücke – „Le tricycle“ -) den Wohnsitz der Familie in Spanien und lebte nun in Paris. Dort wurde auch das 1952 als Erstwerk des Autors verfasste absurde Theaterstück, „Picknick im Felde“ (Los soldados, Pique-nique en campagne) 1959 uraufgeführt. Nach eigenen Worten habe Arrabal dafür „die einzige gute Kritik meines Lebens bekommen“, was die damalige sehr schlechte Publikumsrezeption der Autorenwerke allerdings für das absurde Theater allgemein widerspiegelte. Für 1959 erhielt Arrabal ein halbjähriges USA-Stipendium. 1960 entstand das Theaterstück „Guernica“.

Leo Tolstoj: Sewastopol im Mai 1855
“ … die Frage, die die Diplomaten nicht gelöst haben, kann noch weniger mit Pulver und Blut gelöst werden. Mir ist oft ein merkwürdiger Gedanke gekommen: wie, wenn die eine kriegführende Partei der anderen vorschlüge, aus jeder Armee einen Soldaten zu entlassen? Dieses Verlangen könnte seltsam erscheinen, aber warum sollte man es nicht erfüllen? Dann auf jeder Seite einen zweiten entlassen, einen dritten, einen vierten und so weiter, bis in jeder Armee nur noch ein Soldat vorhanden ist (vorausgesetzt, dass die Armeen gleich stark sind und dass Quantität durch Qualität ersetzt werden könnte). Und dann, wenn wirklich verwickelte politische Fragen zwischen vernünftigen Vertretern vernünftiger Geschöpfe durch Kampf entschieden werden müssen, sollten diese zwei Soldaten sich miteinander herumprügeln – der eine sollte die Stadt belagern und der andere sie verteidigen. Diese Überlegung mag paradox erscheinen, aber sie ist richtig. Tatsächlich, was für ein Unterschied besteht denn zwischen einem Russen, der gegen einen Vertreter der Verbündeten kämpft, und achtzigtausend Russen, die gegen andere achtzigtausend Soldaten kämpfen? Warum nicht fünfunddreissigtausend gegen fünfunddreissigtausend? Warum nicht zwanzigtausend gegen zwanzigtausend? Warum nicht zwanzig gegen zwanzig? Warum nicht einer gegen einen? Das eine ist nicht logischer als das andere. Das letztere ist viel logischer, weil es menschlicher ist. Eins von beiden: entweder der Krieg ein Wahnsinn, oder wenn die Menschen diesen Wahnsinn begehen, sind sie alles andere als vernünftige Geschöpfe, obwohl wir sie aus irgendeinem Grunde dafür halten.“

Besetzung
Picknick im Felde
Zapo, ein SoldatRobert Faber
Herr Tepan, sein VaterNorbert Hossner
Frau Tepan, seine MutterBirgit Labahn, Christiane Berger
Zepo, ein feindlicher SoldatLudger Nicolay, Daniel Konermann
Erster SanitäterThomas van Gent
Zweiter SanitäterHarald Hupp
TanzBettina Schings
Guernica
Fanchou, ein alter BaskeHarald Hupp
Lira, eine alte BaskinBettina Schings
Eine Frau mit KindBirgit Labahn
Ein JournalistNorbert Hossner
Ein OffizierLudger Nicolay, Daniel Konermann
PlakatillustrationElena Bulatova-Pagel
Plakat, Programmheft, HomepageWolfgang Merkens
Musik, SoundWerner Schmidt
BühnentechnikWaldemar Faber
Regie/BühnenbildTatjana Jurakowa
Jahr2002Aachener NachrichtenKritik lesenPresse AZJetzt lesenPresse ANJetzt lesenShare

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