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DERSELBE MÜNCHHAUSEN

Grigori Gorin

Komische Phantasie in zwei Teilen über Leben und Tod des berühmten Barons Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen, dem Helden mehrerer lustiger Geschichten und Legenden

Wir befinden uns in Bodenwerder, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Hannover und schreiben das Jahr 1776. Nach seinen zahlreichen Abenteuern will der Baron seßhaft werden. Um jedoch seine große Liebe, die Apothekerstochter Martha heiraten zu können, muß er sich zunächst von seiner ungeliebten Gattin Jakobine scheiden lassen. Das ist jedoch im 18. Jahrhundert selbst im protestantischen Hannover kein leichtes Unterfangen, zumal die Lebensweise des Barons nicht nur ein Dorn im gestrengen Auge der Kirche ist, sondern auch bei Freund und Familie auf wenig Verständnis stößt. Die Erfüllung seines Scheidungsgesuches wird daher an eine nahezu unerfüllbare Bedingung geknüpft: der Baron von Münchhausen soll seiner bisherigen Identität entsagen und eine bürgerliche Identität annehmen…

Seit 1970 schreibt Gregori Gorin für das berühmte Moskauer Theater „Lenkom“, das seit der Autorengeneration der 60er Jahre zur Plattform einer sich mit dem Ende des Stalinismus konfrontierenden Bewegung in Rußland verwandelt ist.

Gregori Gorin formuliert schon in seiner Jugend kleine Ideen und Wortspielereien, Alltagsbegebenheiten, Peinlichkeiten. Erst mit der Erzählung „Halten sie Potatow an !“ zieht ein systemkritischer Tonfall in seine Erzählungen ein. Seinem ersten Theaterstück „Hochzeit für ganz Europa“, das er mit A. Arkanow schreibt, folgt „Banket“, mit dem er großen Erfolg feiert, doch die Inszenierung im Moskauer „Theater der Satire“ wird von der Parteizensur verboten. Mit der 1970 fertiggestellten Komödie „Irostrato vergessen“ denkt Gorin über die mediengestützte Manipulation der öffentlichen Meinung nach. Im Winter 1974 beginnt mit der Inszenierung des „Til“ (Eulenspiegels) die bis heute andauernde Verbindung zum „Lenkom“-Theater und dessen Regisseur Marc Sacharow.

Gorin wählt bereits bekannte Sujets. Er analysiert den Mythos und ist, wie Sacharow im Vorwort zum zweiten Band der ausgewählten Werke anmerkt, „in diesem Sinne mehr Philosoph als Dramatiker.“
Das Stück löst sich von den Klischees der Moderne mit ihrer mechanisierten und technisierten Menschendarstellung, die in der russischen Konstruktivismusbewegung der 20er Jahre verwurzelt ist. Mit leichtem Blick in die Vergangenheit sucht es die Auseinandersetzung mit menschlichen Ängsten; über das Spiel mit dem Spiel wird das Verkleiden zum Weg, Verborgenes freizulegen.

Gregori Gorins satirisch-spaßige Gesellschaftskritik bedient sich des Mythos Münchhausens, der als Teil eines jeden Aufmerksamkeit erregt, ohne anzuklagen, denn nur lachend ist es dem Menschen möglich sich von der Vergangenheit zu verabschieden.

Besetzung
Baron von MünchausenTom Klimant
Martha, seine FrauJutta Kröhnert, Britta Hanisch
Theophil, sein SohnRené Beaujean
Jakobine von MünchhausenAsita Zabardjadi, Andrea Olbertz
Thomas, ein DienerJürgen Philipps, Michael Förster
Rahmkopf, ein AdvokatThorsten Schumann
Der BürgermeisterThomas van Gent
Der RichterMichael Kröhnert
Der PastorUdo Derks
Der FeldwebelRobert Faber, Michael Förster
Der MusikantBenedikt Bollig
PlakatillustrationElena Bulatova-Pagel
GraphikRuth Blauert
BühnenbildTatjana Jurakowa
MusikTom Klimant
Ton/ TechnikWaldemar Faber, Andreas Tondorf
RegieTatjana Jurakowa
Jahr1999Aachener NachrichtenKritik lesenAachener ZeitungKritik lesenBurg StolbergKritik lesenShare

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